Regionale Klimaanalyse

Aufgabenstellung

Aufgrund des durch den Menschen verursachten Klimawandels wird im 21. Jahrhundert ein Anstieg der mittleren Lufttemperatur, der Dauer, Intensität und Häufigkeit von Hitzewellen und der Anzahl an heißen Tagen erwartet. Dadurch erhöht sich zukünftig die hitzebedingte Belastungssituation vor allem in besiedelten Bereichen. In seinem im März 2023 veröffentlichten Kurzpapier zum klimawandelbedingten Lufttemperaturanstieg in Baden-Württemberg seit 1881 stellt der Klima-Sachverständigenrat fest, dass das vieljährige Mittel der Lufttemperatur in Baden-Württemberg bereits um 2,3°C angestiegen ist, also deutlich stärker als im globalen Durschnitt. Für 2040 wird sogar mit 3°C gerechnet. Deshalb ist die Sicherung von Flächen mit klimatischem Ausgleichpotenzial zunehmend wichtig.

Da es für das Thema Klima / Luft und insbesondere Hitzevorsorge bisher keine fachgesetzliche Grundlage und keine zuständige Fachbehörde gibt, wurde als erstes Teilprojekt des Landschaftsrahmenplans eine regionale Klimaanalyse erstellt, um die aktuellen und zukünftigen klimatischen Verhältnisse in der Region zu untersuchen. Dabei standen die Hitzebelastung der Menschen in bebauten Bereichen sowie die entsprechenden Ausgleichs­funktionen im Vordergrund. Das mit Mitteln aus dem Landesprogramm KLIMOPASS geförderte Projekt wurde im April 2023 abgeschlossen.

Methodik

Die Klima-Simulationen werden mit dem Strömungsmodell FITNAH durchgeführt. Hitzebelastung tritt vorzugsweise bei sogenannten autochthonen Wetterlagen auf, d.h. bei sommerlichen Wetterlagen mit geringem übergeordnetem Wind und geringer Bewölkung. Deshalb wird diesen Situationen besonderes Augenmerk geschenkt.

Neben der lokalen Ausprägung spielt auch die Häufigkeit von Belastungssituationen eine große Rolle. Diese wird ebenfalls flächig in Form von Klimakennwerten ausgewiesen, z.B. die Anzahl an ‚Sommertagen‘ (Tage mit einem Höchstwert der Lufttemperatur von mindestens 25°C), ‚Heißen Tagen‘ (Tage mit Maximum der Lufttemperatur von mindestens 30 °C).

Zur Berücksichtigung des Klimawandels werden meteorologische Größen aus mehreren Regionalen Klimamodellen (EURO-CORDEX-Daten) für die Zeiträume 2021 – 2050 und 2071 – 2100 ausgewertet. Auf der Grundlage diesen Daten kann, ausgehend von der jetzigen Belastungssituation, auf die zukünftig zu erwartenden thermischen Bedingungen geschlossen werden.

Anthropozentrischer Ansatz

Die Klimaanalyse verfolgt das Ziel, insbesondere für die Menschen in stark hitzebelasteten Siedlungsgebieten die relevanten, zur Abkühlung beitragenden Kaltluftströmungen und Flurwinde mit ihren dazugehörigen kalt- und frischluftproduzierenden Freiflächen und Luftleitbahnen zu ermitteln und zu bewerten.

Die thermischen Bedingungen setzen sich aus der Intensität und Häufigkeit (Anzahl der Sommertage) der Wärmebelastung tagsüber und der Intensität der nächtlichen thermischen Belastung (urbane Wärmeinsel) zusammen. Für die Bewertung der Belastung am Tag wird der Wert PET (Physiologisch äquivalente Temperatur) als Maß der gefühlten Temperatur herangezogen, das neben der Lufttemperatur auch weitere Parameter wie Strahlung und Luftfeuchte einbezieht. Die Empfindlichkeit wird aus der Einwohnerdichte je Hektar sowie unter Berücksichtigung besonders klimaempfindlicher Nutzungen (z.B. Seniorenheime und Krankenhäuser) ermittelt.

Je höher die Empfindlichkeit und je ausgeprägter die thermischen Belastungen, desto höher ist die Betroffenheit und umso höher wird die Relevanz des zugehörigen Strömungssystems eingestuft.

Ableitung von Planungshinweisen

Abschließender Arbeitsschritt und bedeutsamstes Produkt ist die Planungshinweiskarte, die sowohl die thermische Betroffenheit der besiedelten Flächen als auch den Grad der klimatischen Ausgleichsfunktion der Freiflächen flächendeckend für die gesamte Region darstellt. Damit können Kaltluft­entstehungsflächen oder Kaltluftabflussgebiete identifiziert werden, die durch die Regionalplanung gesichert werden sollten, weil sie eine überörtliche Bedeutung für den Klimaausgleich besitzen. Dies soll laut Beschluss der Verbandsversammlung im Rahmen einer Teilfortschreibung mit dem Fokus Hitzevorsorge umgesetzt werden.

Die Daten der Klimaanalyse werden aber auch allen Städten und Gemeinden der Region für ihren jeweiligen Planungsraum zur Verfügung gestellt, so dass die Ergebnisse im Rahmen der kommunalen Planungsaufgaben Berücksichtigung finden können. Insbesondere bei der ergebnisoffenen Flächen-/Standortsuche auf Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung sollten die Klimadaten in die Abwägung einbezogen werden. Die Analyseergebnisse mit einer Raster-Auflösung von 50m werden den Kommunen als Geodaten-Pakete zum Download bereitgestellt. Eine Datensatz­beschreibung sowie eine Kurzfassung des Abschlussberichtes helfen bei der Interpretation der Karten.

Der Abschlussbericht als komplette Fassung und als Kurzfassung sowie zugehörige Karten können im Downloadbereich der Klimaanalyse als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Für nähere Auskunft zur Regionalen Klimaanalyse wenden Sie sich bitte an Frau Lang (, 07131 6210-12).